12. Mai 2015 Die von der Kulturabteilung in Auftrag gegebene Studie zur kulturellen Beteiligung in Wien liefert erstmals einen Überblick über die Nutzung des kulturellen Angebots sowie eine Analyse gruppenspezifischer Unterschiede in der kulturellen Teilhabe. Die Studie belegt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung kulturelle Veranstaltungen besucht und mit dem Angebot zufrieden ist. Deutlich wird, dass jüngere Menschen aktiver am kulturellen Leben teilnehmen als ältere.
Weiters zeigt sich, dass Höherqualifizierte das Kulturangebot häufiger nutzen als Menschen mit weniger Bildung. Dass Menschen mit maximal Pflichtschul- oder Lehrabschluss jedoch vollständig "kulturfern" sind, kann nicht bestätigt werden: 89 Prozent der Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss haben im letzten Jahr mindestens ein kulturelles Angebot besucht. Bei Personen mit Lehrabschluss sind es sogar bis zu 93 Prozent.
MigrantInnen der zweiten Generation besonders kulturaktiv
Die Studie zeigt, dass Migrantinnen und Migranten der zweiten Generation kulturell deutlich aktiver sind als die der ersten Generation. Auffallend ist, dass Migrantinnen und Migranten der zweiten Generation sogar etwas kulturaktiver sind als Personen ohne Migrationshintergrund. Eine wichtige Rolle spielen dabei andere Teilhabeformen und Möglichkeiten der (informellen) Weiterbildung. Der Besuch von kulturellen Angeboten wie Ausstellungen oder Theaterabenden wird von Migrantinnen und Migranten als Möglichkeit gesehen und genutzt, Neues kennenzulernen, den eigenen Horizont zu erweitern und an der österreichischen Kultur teilzunehmen.
Soziale Herkunft entscheidet über kulturelle Beteiligung
Ob jemand sehr kulturaktiv ist, ist in hohem Maße durch die soziale Herkunft bestimmt. Haben die Eltern beide keine Matura und gelingt kein Bildungsaufstieg, verringern sich die Chancen auf kulturelle Teilhabe deutlich. Umgekehrt sind Befragte, die aus einem bildungsnahen Elternhaus stammen, und jene, denen ein Bildungsaufstieg gelingt, später grundsätzlich kulturaktiver.
Um Hemmschwellen beim Zugang zur Kultur zu überwinden, gibt es in Wien zahlreiche Vermittlungsprogramme so gut wie aller Kulturinstitutionen, vom Wien Museum über Kunsthalle, bis Theater der Jugend und brut. Programme und Förderungen wie Hunger auf Kunst und Kultur, Cash for Culture, Go for Culture oder die KulturlotsInnen sollen den Zugang für alle erleichtern.
Forschungsarbeit in drei Schritten
Die wissenschaftliche Arbeit des Instituts SORA verlief von Dezember 2014 bis März 2015 in drei Forschungsschritten. In einer Literaturrecherche wurden zunächst themenrelevante Studien und Publikationen aufgearbeitet. Im Anschluss daran erfolgte eine Auswertung der 2013 durch die Abteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) durchgeführten "Sozialwissenschaftlichen Grundlagenstudie II". Bei dieser wurden mehr als 4.000 in Wien lebende Personen ab 15 Jahren telefonisch zu ihren kulturellen Aktivitäten befragt. In einem dritten Schritt wurden zwei Fokusgruppen mit kulturinteressierten Wienerinnen und Wienern ohne Matura durchgeführt. Diese lieferten weiteren Aufschluss über förderliche und hemmende Faktoren für die kulturelle Teilhabe.
Download der Studie