3. November 2017 Zum Ende der Viennale werden traditionell die besten österreichischen Filme des vergangenen Jahres mit den Wiener Filmpreisen ausgezeichnet. Die diesjährigen Auszeichnungen wurden Monika Willi und Lukas Valenta Rinner zugesprochen. Mit Untitled gewinnt erstere den Preis für den besten Dokumentarfilm. Der Film "Die Liebhaberin" erhält den Preis in der Kategorie "Bester Spielfilm".
Bester Spielfilm
DIE LIEBHABERIN Lukas Valenta Rinner, A/Südkorea/Argentinien 2016
Aus der Jurybegründung:
In Lukas Valenta Rinners Spielfilm DIE LIEBHABERIN finden wir in bildstarken, fast surrealen Kameraeinstellungen den Entwurf zweier konträrer Gesellschaftsmodelle. Die reiche und Gated Community von Buenos Aires lebt in unmittelbarer und unversöhnlicher Nähe einer Gemeinschaft, die sich der freien Liebe und der Freikörperkultur verschrieben hat. Für die Hausangestellte Belén wird der Übertritt in diese scheinbar entgrenzte Gesellschaft zu einer raffiniert gezeigten fiktiven inneren Befreiung.
Lakonisch und mit filmisch drastischen Mitteln erzählt Lukas Valenta Rinner von der Unmöglichkeit, diese unterschiedlichen Ideologien zu überwinden, geschweige denn miteinander zu versöhnen. DIE LIEBHABERIN beeindruckt als Parabel unserer heutigen fundamentalen kulturellen Differenzen genauso wie als mutiger cineastischer Schritt.
Bester Dokumentarfilm
UNTITLED, Monika Willi und Michael Glawogger, A 2017
Aus der Jurybegründung:
Vor drei Jahren ist der Filmemacher Michael Glawogger auf eine Reise aufgebrochen, von der er nicht zurückkam. Er wollte einen «Film ohne Namen» drehen, es war sein Lebensprojekt, ein lang gehegter Traum.
Mona Willi ist es zu verdanken, dass das Material, das bis zu seinem Tod in Liberia entstanden ist, in seinem Sinn zu einer eindringlichen cineastischen Reise montiert wurde. Es ist eine Fahrt, die wohl kaum einer von uns tatsächlich unternehmen würde, die uns jedoch packt und mitnimmt – durch den Balkan über Italien bis nach Afrika. Explizit ohne Ziel, ohne Plan, nur dem Zufall verpflichtet.
Entstanden ist ein flirrendes, bildgewaltiges Porträt der Welt samt ihren menschlichen Abgründen und Schönheiten – ohne Handlung, ohne Wertung, dafür stets in Bewegung. «Nicht warten, sondern immer weiterfahren», lautete das Credo von Michael Glawogger. Mit UNTITLED setzt Mona Willi die Reise fort, ohne ihn, und doch mit ihm, und mit einem Ende, das offen bleibt.
Wiener Filmpreise
Der Wiener Filmpreis, eine von der Stadt Wien gestiftete Auszeichnung, gilt einem aktuellen österreichischen Langfilm, der im vergangenen Jahr zur Aufführung gelangte. Die Dotierung dieses Preises besteht aus einem Geldbetrag, der von Seiten des Kulturamtes der Stadt zur Verfügung gestellt wird, sowie von Sponsoren gestifteten Sachwerten. Der Filmpreis wird zum neunten Mal in den Kategorien Spielfilm und Dokumentarfilm gesondert vergeben. Jede der beiden gleichwertigen Auszeichnungen ist mit Geldspenden und Sachwerten in der Höhe von rund 11.000 Euro dotiert.
Jury
In diesem Jahr wurde die Jury des Wiener Filmpreises aus der dem Architekten Gregor Eichinger, dem Pianisten Till Fellner, der Schriftstellerin Olga Flor, der Direktorin des Schauspiels der Salzburger Festspiele, Bettina Hering, und dem Musiker Voodoo Jürgens gebildet. Die Vergabe fand im Rahmen der Abschlussgala der Viennale statt.